Christ My Song - 1467
Jüngst war's öde, niemals öder - Auf! Psalter und Harfe
(Carl Johann Philipp Spitta/Johannes Thomas Rüegg)
Auf! Psalter und Harfe.
1. Jüngst war's öde, niemals öder,
auf dem Weg nach Kanaan,
kaum zog hier und da ein blöder
Wandrer schüchtern seine Bahn.
Tausend spotteten und drohten,
sahn sie ihn vorüberziehn;
denn der Weg schien wie verboten,
und das heilge Land verschrien. PDF - Midi
2. Zions Kinder zwar vergaßen
ihrer Stadt zu keiner Zeit;
doch an Babels Strömen saßen
sie in großer Traurigkeit.
An den Trauerweiden hingen
ihre Harfen, jeder mied,
in dem fremden Land zu singen
seines Herren Lob und Lied.
3. Wenn sie miteinander sprachen
von des Herren Herd und Haus,
senkten sie das Haupt, es brachen
Seufzer, Klagen, Tränen aus;
denn die Heiden hausten schändlich
im entweihten Heiligtum,
bis der Herr vom Himmel endlich
half zu seines Namens Ruhm.
4. Von den Bergen stiegen nieder
Friedensboten in das Tal,
Freudenbotschaft, Heimatlieder
hört man wieder auf einmal;
in der Wüste wird's lebendig,
auf dem Wege wird's belebt
und man bittet den inständig,
der zu folgen widerstrebt.
5. Ja, der Herr hat dreingesprochen
ein gewalt'ges Allmachtswort,
Raum gegeben, Bahn gebrochen,
und wir ziehn von Babel fort;
nach so manchen schweren Leiden
sah der Herr uns gnädig an;
nehmt die Harfen von den Weiden,
singe, wer da singen kann!
6. Gott, mein Schöpfer und Erhalter,
mein Erlöser und mein Herr,
dir ertönen Harf und Psalter,
dir und deines Namens Ehr,
deine Liebe lass mich preisen,
deinen großen Gnadenrat,
und so singend weiter reisen
auf dem schmalen Pilgerpfad.
Carl Johann Philipp Spitta, Psalter und Harfe, 3-5.
1,3: "blöder" hier in der älteren Bedeutung von "schüchterner, zaghafter".