Christ My Song - 1679
Hat mich denn mein Gott verlassen?
(Johann Friedrich von Meyer/Johannes Thomas Rüegg)
Hat mich denn mein Gott verlassen?
1. Hat mich denn mein Gott verlassen?
Schöpfer, hoch und hehr,
kannst du dein Geschöpf wohl hassen?
Grünt ihm keine Hoffnung mehr?
Täglich ruf ich, nächtlich red ich,
aber Antwort find ich nicht.
Gott allmächtig, Gott allgnädig,
führe mich vom Kreuz zum Licht! PDF - Midi
2. In den härtsten Kummerlagen
hab ich dich gefühlt;
mich hat oft nach heißen Tagen
deines Geistes Hauch gekühlt.
Nun verzag ich, nun veröd ich,
in der Einsamkeit Gericht.
Gott allmächtig, Gott allgnädig,
führe mich vom Kreuz zum Licht!
3. Die vor dir im Staub sich wanden,
hob der Liebe Hand,
alle hast du aus den Banden
ihres tiefen Leids entsandt.
Bin zu schnöd ich, bin zu blöd ich?
Hat mein Glaube kein Gewicht?
Gott allmächtig, Gott allgnädig,
führe mich vom Kreuz zum Licht!
4. Sündig bin ich ohn Entschulden,
böse war mein Lauf;
aber meines Mittlers Dulden
hebt den finstern Schuldbrief auf.
Du sprichst rein mich, sprichst mich ledig,
Bürge meiner Zuversicht.
Gott allmächtig, Gott allgnädig,
führe mich vom Kreuz zum Licht!
5. Mit ihm klagen, mit ihm dürsten,
und verlassen sein,
sterben mit des Lebens Fürsten,
muss mir das zum Sieg gedeihn?
Ja, mit ihm, der todesledig
aller Gräber Siegel bricht,
Gott allmächtig, Gott allgnädig,
führst du mich vom Kreuz zum Licht!
Johann Friedrich von Meyer, in: Johann Peter Lange, Deutsches Kirchenliederbuch, 1843, Lied 627.