Christ My Song - 1710
Wer sich dünken lässt zu stehen
(Verfasser/in unbekannt/Johannes Thomas Rüegg)
Wer sich dünken lässt zu stehen.
1. Wer sich dünken lässt zu stehen,
hüte sich wohl vor dem Fall!
Es umschleicht uns, wo wir gehen,
der Versucher überall. PDF - Midi
2. Sicherheit hat Viel' betrogen,
Schlafsucht tut ja nimmer gut;
wen sie täuschend überwogen,
der verlieret Kraft und Mut.
3. Falsche Freiheit bringt Verderben,
Knechtschaft ist ihr sichrer Lohn;
wahre Freiheit zu erwerben,
flehe stets zu Gottes Sohn.
4. Petrus, welcher sich vermessen,
mit dem Herrn in Tod zu gehn,
hat der Warnung kaum vergessen,
so muss er in Tränen stehn.
5. Ist der Geist auch noch so willig,
bleibt das Fleisch doch immer schwach;
gibst du nach, so trifft dich billig
deiner Feigheit bittre Schmach.
6. Wohl dem, der mit Furcht und Zittern
ringet nach dem Seligsein,
der ist sicher vor Gewittern,
die auf Sichre schlagen ein.
7. Wohl dem, der mit Wachen, Flehen
wandelt auf der schmalen Bahn!
Der wird unbeweglich stehen,
wenn der Arge stürmt heran.
8. Selig ist, wer seine Lenden
immer lässt umgürtet sein,
wer dem Licht in seinen Händen
stets bewahret hellen Schein!
9. Selig, wer mit reinem Öle
seine Lampe früh versieht!
Der errettet seine Seele,
wenn der Bräutigam verzieht.
10. O du Hüter deiner Kinder,
der du schlummerst nicht, noch schläfst,
mache mich zum Überwinder!
Weh', wenn du mich schlafend träfst!
11. Sei du Wecker meiner Sinnen,
lass mich stündlich wachsam sein,
dass ich, wenn ich muss von hinnen,
wachend auch mag schlafen ein.
Verfasser/in unbekannt, in: Johann Peter Lange,
Deutsches Kirchenliederbuch, 1843, Lied 620.