Christ My Song - 1728
Jesus, mein Erbarmer! höre
(Gerhard Tersteegen/Johannes Thomas Rüegg)
Jesus, mein Erbarmer! höre.
1. Jesus, mein Erbarmer! höre,
und dich kehre
doch in Gnaden her zu mir:
du erkennest meine Plage;
meine Klage
ist ja Nacht und Tag vor dir. PDF - Midi
2. Sieh, wie ich im Finstern schwebe:
ach! ich lebe
wie verirrt im fremden Land;
äußerlich in Kreuz und Schmerzen,
und im Herzen
sind die Leiden dir bekannt.
3. Schau die Bande, die mich drücken
und verstricken;
mache mich Gefangnen los:
denn ich kann mich selbst vom Bösen
nicht erlösen;
ach! ich bin so schwach und bloß.
4. Des Versuchers lose Stricke,
seine Tücke,
auf mich Armen dringen zu,
dass mein Herz oft gar will wanken;
in Gedanken
lässt er mir auch keine Ruh.
5. Keine Ruhe kann ich finden:
meine Sünden
die mich drücken, tilge mir:
stille mein betrübtes Sehnen,
und die Tränen;
mache mich getrost in dir.
6. Ach! mein Mut ist gar gesunken;
keinen Funken
find ich oft vom Glauben mehr;
oft mein Herze wahrlich meinet
und es scheinet,
als ob ich verstoßen wär.
7. Herr! wann willst du dich erbarmen?
Lass mich Armen
doch nicht liegen, wie ich's wert:
du hast mich ja selbst gezogen,
und bewogen,
dass ich mich zu dir gekehrt.
8. Du hast auch, mein Gott und König!
mich nicht wenig
deine Treue lassen sehn:
bin ich gleich nicht treu geblieben,
dich zu lieben,
doch bleibt deine Treue stehn.
9. Komm und stärke meinen Glauben,
den zu rauben
Satan immer ist bedacht:
hilf mir, dass ich im Vertrauen
möge schauen
auf dich, auch in finstrer Nacht.
10. Segne kräftig meine Leiden,
mich zu scheiden
mehr von Sünd und Eigenheit;
mehr und inniger ergeben
dir zu leben
stets in wahrer Heiligkeit.
11. Gib Geduld, dass ich gelassen
mög umfassen
meine Leiden sanft und still:
lass sich beugen alles Harte,
dass ich warte
wie und wann der Herr es will.
12. Da, mein Heiland, ist mein Wille!
Komm und stille
mein gestörtes Herze dann;
steh mir bei, so kann ich stehen;
lass mich sehen,
was in mir die Gnade kann.
Gerhard Tersteegen, bearbeitet, in: Johann Peter Lange, Deutsches Kirchenliederbuch, 1843, Lied 451.