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Hymn score of: Mein Weg kommt von der Wiege (Johann Peter Lange/Johannes Thomas Rüegg)

Christ My Song - 1757

Mein Weg kommt von der Wiege
(Johann Peter Lange/Johannes Thomas Rüegg)

Mein Weg kommt von der Wiege.

1. Mein Weg kommt von der Wiege
  und geht der Heimat zu,
durch schwere, heilge Kriege
  zu großer Friedensruh;
er führet mich zum Lichte
  durch manches dunkle Tor,
durch strafende Gerichte
  zur Ehrenkron empor. PDF - Midi

2. Es ist ein kühner Bogen,
  den Gottes Hand erbaut,
von dem man in die Wogen
  des Abgrunds niederschaut;
er windet sich durch Klüfte,
  schwebt über Donnerdrohn;
versinkt im Graun der Grüfte,
  und glänzt vor Gottes Thron.

3. Hier steh ich im Gedränge
  von Menschennot und Wahn,
mich stößt und zieht die Menge,
  Gott macht mir freie Bahn!
Durch Schluchten schlauer Schlangen
  zieh ich, von ihm bedeckt:
wie darf dem Pilger bangen,
  wenn er die Drachen schreckt?

4. Such ich mit allem Denken
  mir einen eignen Pfad,
er weiß mich doch zu lenken
  nach seinem weisen Rat.
Er kreuzt mir meine Wege,
  löscht meine Lichter aus,
und führt mich seine Stege
  ins hohe Vaterhaus.

5. Wohl steh ich oft und weine
  wie ein verirrtes Kind,
wann ihm im fernen Haine
  der Tag, der Mut zerrinnt;
doch sucht er selbst im Zagen
  mich heim mit treuer Hut,
so sanft mich heim zu tragen,
  wie keine Mutter tut.

6. Ein Weg, den Herrn zu preisen,
  das ist der Weg des Herrn,
gewölbt aus Wunderkreisen,
  erhellt von Stern zu Stern.
Am Höllentor gebrochen
  ist mancher Meilenstein,
und Alpen sind durchstochen,
  die Bahn mir zu befrein.

7. Der große Strom der Zeiten
  hat um den Weg gespült;
ein Sturm aus allen Weiten
  hat an dem Grund gewühlt;
die Hölle hat gewütet
  an meiner Felsenbahn:
doch sie, von Gott behütet,
  steigt herrlich himmelan.

8. Noch kann ich meine Bahnen
  von gestern nicht verstehn,
ich kann den Pfad nicht ahnen,
  den ich soll morgen gehn;
mir fallen meine Lose
  als Rätsel tiefer Art,
doch wird im Vaterschoße
  die Lösung aufbewahrt.

9. Mein Aug wird einst umschlossen
  mit einem Todesflor,
und selige Genossen
  geleiten mich empor;
dort auf den ewgen Höhen
  befrein sie mein Gesicht,
den Weg des Herrn zu sehen,
  enthüllt im Sonnenlicht.

10. Dann steh ich da, und blicke
  zurück ins tiefe Tal:
die dunkelsten Geschicke,
  sie stehn im hellsten Strahl,
die schroffsten Felsen blitzen
  als edelstes Gestein;
die rausten Dornenspitzen:
  sie sind der schönste Hain.

11. Nun seh ich jede Wendung
  und Windung meiner Bahn,
geleitet zur Vollendung,
  mit tiefem Staunen an.
Nun wird mir Gottes Walten
  in allen Stunden klar;
vor jeder könnt ich falten
  die Hände tausend Jahr.

12. Nun fühl ich, dass zum Danken
  mein Herz mir ewig glüht,
weil ewig die Gedanken
  ein Gnadenmeer umzieht.
Mein Weg schlingt sich zum Kreise
  worin ich selig steh,
und meinen Führer preise,
  und seine Liebe seh.

Johann Peter Lange, Deutsches Kirchenliederbuch, 1843, Lied 545.

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