Christ My Song - 1887
Meine Lebenszeit verstreicht - Vom Tode
(Christian Fürchtegott Gellert/Johannes Thomas Rüegg)
Vom Tode.
1. Meine Lebenszeit verstreicht,
stündlich eil ich zu dem Grabe;
und was ist's, das ich vielleicht,
das ich noch zu leben habe?
Denk, o Mensch! an deinen Tod;
säume nicht; denn Eins ist not. PDF - Midi
2. Lebe, wie du, wenn du stirbst,
wünschen wirst, gelebt zu haben.
Güter, die du hier erwirbst,
Würden, die dir Menschen gaben:
nichts wir dich im Tod erfreun;
diese Güter sind nicht dein.
3. Nur ein Herz, das Gutes liebt,
nur ein ruhiges Gewissen,
das vor Gott dir Zeugnis gibt,
wird dir deinen Tod versüßen;
dieses Herz, von Gott erneut,
ist des Todes Freudigkeit.
4. Wenn in deiner letzten Not,
Freunde hilflos um dich beben:
dann wird über Welt und Tod
dich dies reine Herz erheben;
dann erschreckt dich kein Gericht;
Gott ist deine Zuversicht.
5. Dass du dieses Herz erwirbst,
fürchte Gott, und bet und wache.
Sorge nicht, wie früh du stirbst;
deine Zeit ist Gottes Sache.
Lern nicht nur den Tod nicht scheun,
lern auch seiner dich erfreun.
6. Überwind ihn durch Vertraun,
sprich: Ich weiß, an wen ich glaube,
und ich weiß, ich werd ihn schaun
einst in diesem meinem Leibe.
Er, der rief: Es ist vollbracht!
nahm dem Tode seine Macht.
7. Tritt im Geist zum Grab oft hin,
siehe dein Gebein versenken;
sprich: Herr, dass ich Erde bin,
lehre du mich selbst bedenken;
lehre du mich's jeden Tag,
dass ich weiser werden mag!
Christian Fürchtegott Gellert, Geistliche Lieder, 1869, 65-66.