Christ My Song - 1632
Schau! welch ein Wunder stellt sich dar!
(Paul Gerhardt/Johannes Thomas Rüegg)
Schau! welch ein Wunder stellt sich dar!
1. Schau! welch ein Wunder stellt sich dar!
Die schwarze Nacht wird hell und klar:
ein großes Licht bricht dort herein,
ihm weichet aller Sterne Schein. PDF - Midi
2. Es ist ein rechtes Wunderlicht,
und gar die alte Sonne nicht,
weil es die tiefste Mitternacht
zu einem hellen Tage macht.
3. Sollt auch erscheinen dieser Zeit
die Sonne der Gerechtigkeit,
der Sohn der Frau, der Jakobsstern,
der Heiden Licht, der Glanz des Herrn.
4. Ja, er erschien: des Himmels Heer,
das bringt uns jetzt die Freudenmär,
wie sich nunmehr hab eingestellt
zu Bethlehem das Heil der Welt.
5. O Gütigkeit! was lange Jahr'
vordem der frommen Väter Schar
gewünscht und sehnlich oft begehrt,
das wird uns nun von Gott gewährt.
6. Schaut hin, er liegt im finstern Stall,
des Herrschaft gehet durch das All:
da Nahrung vormals sucht ein Rind,
da ruhet jetzt der Jungfrau Kind.
7. O Menschenkind, betracht es warm
und strauchle nicht, dieweil so arm
und elend scheint dies Kindelein:
groß ist's und groß soll's uns auch sein.
8. Es hat im Fleisch sich dargestellt,
der alles schuf und noch erhält:
das Wort, das da im Anfang war
bei Gott, selbst Gott, wird offenbar.
9. Es ist der eingeborne Sohn
des Vaters, unser Gnadenthron,
das A und O der ganzen Welt,
der Siegesfürst, der Gottesheld.
10. Denn weil die Zeit nun ist erfüllt,
da Gottes Rat muss sein enthüllt;
wird er ein Mensch, trägt unsre Schuld,
bringt durch sein Blut uns Gottes Huld.
11. Dies ist die rechte Freudenzeit:
weg, Trauern! weg, weg alles Leid!
Trotz dem, der ferner uns verhöhnt!
Gott selbst ist Mensch, wir sind versöhnt.
12. Der Schuldversöhner ist nun hier;
den Schlangentreter haben wir;
das Leben, dessen Strahl als Gift
den Tod, als Pest die Hölle trifft.
13. Es hat mit uns nun keine Not,
weil Sünde, Teufel, Höll und Tod
zu Spott und Schanden sind gemacht,
durch den, der uns das Heil gebracht.
14. Wohl jedem Menschen in der Welt,
der sich an dieses Kindlein hält!
Wohl jedem, der es recht erkennt
und gläubig seinen Heiland nennt.
15. Es danke Gott, wer danken kann,
der unser sich so hoch nimmt an,
und sendet aus des Himmels Thron
uns, seinen Feinden, seinen Sohn!
16. Auf! stimmt an mit der Engel Heer:
Gott in der Höhe sei nun Ehr;
auf Erden Friede jederzeit;
den Menschen Wonn und Fröhlichkeit.
Paul Gerhardt, bearbeitet, in: Johann Peter Lange, Deutsches Kirchenliederbuch, 1843, Lied 72.