Christ My Song - 1668
Auf den Nebel folgt die Sonn
(Paul Gerhardt/Johannes Thomas Rüegg)
Auf den Nebel folgt die Sonn.
1. Auf den Nebel folgt die Sonn,
auf das Trauern Freud und Wonn,
auf die schwere, bittre Pein
stellt sich Trost und Labsal ein:
meine Seele, die zuvor
sank bis zu dem Höllentor,
steigt nun bis zum Himmelschor. PDF - Midi
2. Der, vor dem die Welt erschrickt,
hat mir seinen Geist geschickt:
seine hohe starke Hand
reißt mich aus der Hölle Band;
alle seine Lieb und Güt
überschwemmt nun mein Gemüt
und erfrischt mir mein Geblüt.
3. Hab ich vormals Angst gefühlt,
hat der Gram mein Herz zerwühlt,
hat der Kummer mich beschwert,
hat der Satan mich betört,
ei so bin ich nunmehr frei:
Heil und Rettung, Schutz und Treu
macht mein Leben wieder neu.
4. Gott lässt keinen traurig stehn,
noch mit Schimpf zurücke gehn,
der sich ihm zu eigen schenkt
und ihn in sein Herze senkt.
Wer auf Gott sein' Hoffnung setzt,
findet endlich und zuletzt,
was ihm Leib und Seel ergötzt.
5. Kommt's nicht heute, wie man will,
sei man nur ein wenig still,
ist doch morgen auch ein Tag,
da die Wohlfahrt kommen mag:
Gottes Zeit hält ihren Schritt,
wann die kommt, kommt unsre Bitt
und die Freude reichlich mit.
6. Ach, wie oftmals dacht ich doch,
da mir noch der Trübsal Joch
auf dem Haupt und Halse saß
und das Leid mein Herze fraß:
nun ist keine Hoffnung mehr,
keine Ruhe, bis ich kehr
in das schwarze Totenmeer.
7. Aber mein Gott wandt es bald,
heilt' und hielt mich dergestalt,
dass ich, was sein Arm getan,
nimmermehr gnug preisen kann.
Da ich weder hier noch da
einen Weg zur Hilfe sah,
hatt ich seine Hilfe nah.
8. Als ich furchtsam und verzagt
mich selbst und mein Herz geplagt,
als ich manche liebe Nacht
mich mit Wachen krank gemacht,
als mir aller Mut entfiel,
tratst du, mein Gott, selbst ins Spiel,
gabst dem Unfall Maß und Ziel.
9. Nun so lang ich in der Welt
haben werde Haus und Zelt,
soll mir dieser Wunderschein
stets vor meinen Augen sein,
ich will all mein Leben lang
meinem Gott mit Lobgesang
hiefür bringen Ehr und Dank.
10. Allen Jammer, allen Schmerz,
den des ewgen Vaters Herz
mir schon jetzt hat zugezählt,
oder künftig auserwählt,
will ich hier in diesem Lauf
meines Lebens allzuhauf
frisch und freudig nehmen auf.
11. Ich will gehn in Angst und Not,
ich will gehn bis in den Tod,
ich will gehn ins Grab hinein,
und doch allzeit fröhlich sein.
Wem der Stärkste bei will stehn,
wen der Höchste will erhöhn,
der kann nicht zugrunde gehn.
Paul Gerhardt, bearbeitet, in: Johann Peter Lange,
Deutsches Kirchenliederbuch, 1843, Lied 566.