Christ My Song - 1675
Gib dich zufrieden und sei stille
(Paul Gerhardt/Johannes Thomas Rüegg)
Gib dich zufrieden und sei stille.
1. Gib dich zufrieden und sei stille
in dem Gotte deines Lebens;
in ihm ruht aller Freuden Fülle,
ohn ihn mühst du dich vergebens.
Er ist dein Quell
und deine Sonne,
scheint täglich hell
zu deiner Wonne.
Gib dich zufrieden! Gib dich zufrieden! PDF - Midi
2. Er ist voll Lichtes, Trost und Gnaden,
ungefärbten, treuen Herzens,
wo er steht, tut dir keinen Schaden
auch die Pein des größten Schmerzens;
Kreuz, Angst und Not
kann er bald wenden,
ja auch den Tod
hat er in Händen.
Gib dich zufrieden! Gib dich zufrieden!
3. Wie dir's und andern oft ergehe,
ist ihm wahrlich nicht verborgen;
er sieht und kennet aus der Höhe
der betrübten Herzen Sorgen;
er zählt den Lauf
von heißen Tränen
und fasst zuhauf
all unser Sehnen.
Gib dich zufrieden! Gib dich zufrieden!
4. Wenn gar kein Einzger mehr auf Erden,
dessen Treue du darfst trauen,
alsdann will er dein Tröster werden
und zu deinem Besten schauen;
er weiß dein Leid
und heimlich Grämen,
er weiß die Zeit,
dir's zu benehmen.
Gib dich zufrieden! Gib dich zufrieden!
5. Er hört die Seufzer deiner Seelen
und des Herzens stilles Klagen,
und was du keinem darfst erzählen,
magst du ihm gar kühnlich sagen;
er ist nicht fern,
steht in der Mitten,
hört bald und gern
der Armen Bitten.
Gib dich zufrieden! Gib dich zufrieden!
6. Lass dich dein Elend nicht bezwingen,
halt an Gott, so wirst du siegen:
ob alle Fluten einhergingen,
dennoch musst du oben liegen;
denn wenn du wirst
zu hoch beschweret,
hat Gott, dein Fürst,
dich schon erhöret.
Gib dich zufrieden! Gib dich zufrieden!
7. Was sorgst du für dein armes Leben,
wie du's halten wollst und nähren?
Der dir das Leben hat gegeben,
wird auch Unterhalt bescheren:
er hat die Hand
voll aller Gaben,
da See und Land
sich muss von laben.
Gib dich zufrieden! Gib dich zufrieden!
8. Bleibt gleich die Hilf in etwas lange,
wird sie dennoch endlich kommen.
Macht dir das Harren angst und bange,
glaube nur: es ist dein Frommen.
Was langsam schleicht,
fasst man gewisser,
und was verzeucht,
ist desto süßer.
Gib dich zufrieden! Gib dich zufrieden!
9. Nimm nicht zu Herzen, was die Rotten
deiner Feinde von dir dichten;
lass sie nur immer weidlich spotten,
Gott wird's hören und recht richten;
ist Gott dein Freund
und deiner Sachen,
was kann dein Feind,
der Mensch, groß machen?
Gib dich zufrieden! Gib dich zufrieden!
10. Es kann und mag nicht anders werden,
alle Menschen müssen leiden;
was webt und lebet auf der Erden,
kann das Unglück nicht vermeiden;
des Kreuzes Stab
schlägt unsre Glieder
bis in das Grab;
da endet's wieder
Gib dich zufrieden! Gib dich zufrieden!
11. Es ist ein Ruhetag vorhanden,
da uns unser Gott wird lösen;
er wird uns reißen aus den Banden
dieses Leibs, von allem Bösen.
Es wird einmal
der Tod herspringen
und aus der Qual
uns sämtlich bringen.
Gib dich zufrieden! Gib dich zufrieden!
12. Er wird uns bringen zu den Scharen
der Erwählten und Getreuen,
die hier mit Frieden heimgefahren
sich auch nun in Frieden freuen,
da sie im Grund,
der nicht kann brechen,
den ewgen Mund
selbst hören sprechen:
Gib dich zufrieden! Gib dich zufrieden!
Paul Gerhardt, bearbeitet, in: Johann Peter Lange,
Deutsches Kirchenliederbuch, 1843, Lied 608.
Ohne dortige Strophen 8 und 9. Wiederholungen hinzugefügt.