Christ My Song - 1484
Wir danken, treuer Heiland dir - Ich will euch nicht Waisen lassen
(Carl Johann Philipp Spitta/Johannes Thomas Rüegg)
Ich will euch nicht Waisen lassen.
1. Wir danken, treuer Heiland dir,
dass du uns nicht gelassen
als unversorgte Waisen hier
auf unbekannten Straßen,
im fremden Volk und fremden Land,
da unsre Sprache unbekannt
und Torheit unsre Sitte.
Nein, nicht als Waisen stehn wir da,
du bist uns allenthalben nah
und lebst in unsrer Mitte. PDF - Midi
2. Du bist bei uns mit deinem Geist,
o selge, heilge Nähe,
die so lebendig sich erweist,
als ob dich selbst man sähe.
Du gibst uns Licht im dunklen Tal,
wärmst uns in deiner Liebe Strahl,
gibst Seelen Trank und Speise;
stehst uns mit Rat und Tat zur Seit,
und gibst und selber das Geleit
auf unsrer Pilgerreise.
3. Du bist bei uns mit deinem Wort,
das kann man kräftig spüren,
damit verstehst du fort und fort
die Herzen zu berühren.
Wie sprichst du uns so freundlich zu,
wie lehrst, ermahnst und tröstest du
uns alle mannigfaltig!
Wie legt darob sich bald der Schmerz,
wie brennet da in uns das Herz,
wie predigst du gewaltig!
4. Du bist bei deinem Abendmahl
mit Lieb und Huld zugegen;
da kann man sich getrost einmal
recht nah ans Herz dir legen.
Ein Herz, das einst sein teures Blut
vergossen hat, auch uns zu gut,
das steht uns ewig offen;
von dem ist lauter Lieb und Huld,
Verschonung, Langmut und Geduld
mit Zuversicht zu hoffen.
5. Du bist bei uns, wo zwei und drei
vereint zusammentreten,
im Glauben, alles Zweifels frei,
zu ihrem Vater beten.
Und wo sich deine Gegenwart
im Bruderkreise offenbart,
da gibt es selge Stunden,
den Vorschmack jener Seligkeit,
wenn wir nach dieser Pilgerzeit
das Vaterhaus gefunden.
6. Du bist bei uns auch in der Angst
der Welt mit deinem Frieden.
Was du einst blutend uns errangst,
schenkst du uns jetzt hieniden.
Und wenn auch Teufel, Sünde, Welt
und alles in den Weg sich stellt,
uns zu bedrohn, zu schrecken:
in dir ruht unser Friede fest,
und wer sich nur auf dich verlässt,
den wirst du wohl bedecken.
7. Du bist bei uns, nun seufzen wir
nicht ratlos und verlegen,
nun fürchten wir kein Unglück hier
auf allen unsern Wegen.
Nun scheun wir keine Leidensnacht,
nun keines Feindes Grimm und Macht,
auch nicht der Hölle Pforten;
der Herr und König aller Welt,
in dessen Schutz wir uns gestellt,
ist bei uns allerorten.
8. Du bist bei uns zwar ungesehn,
doch wird's nicht lange währen,
so dürfen wir hinübergehn
ins Reich der Freud und Ehren.
Dann sind bei dir wir allezeit,
und schauen deine Herrlichkeit
und preisen deinen Namen.
O bleib bei uns, geh uns zur Seit,
gib uns ein sicheres Geleit
bis in den Himmel. Amen!
Carl Johann Philipp Spitta, Psalter und Harfe, 180-183.